Wie ist es nur möglich, dass man da so ein Kabel in ein weisses Ding an der Wand einstecken kann, am Mixer irgendwo drücken und dann beginnen sich die Messer wie wild zu drehen? Woher kommen nur all die brummeligen Stimmen und die schönen Musiken, die da einfach so aus einem Kasten mit ein paar Knöpfen heraustönen? Solche und andere Fragen fesselten mich schon als Bub. Und mit einigem Spürsinn begann ich das eine und andere zu begreifen und gleich selbst eine reparierende Hand anzulegen. Nicht ganz selten auch mit einem Zwick von 220 Volt, die mich aber nicht abbrachten, weiter zu «forschen», dann – mit ganz wenig stützender Literatur – fast autodidaktisch (das Wort wird nicht zum Letztenmal auftauchen) nahm ich mir Radios vor, zerlegte alte Geräte aus dem damaligen Radiogeschäft Berger in Solothurn, lötete Kondensatoren, Spulen Widerstände, etc. neu zusammen, steckte Verstärkungsröhren in die entsprechenden Sockel, legte Strom an.
Bis dann allererste Wort- und Musikfetzen von einem scheppernden Lautsprecher aus dem Rauschen herauszuhören waren, dauerte es lange, brauchte auch Rat von Schulkollegen. Um so überwältigender dann dieses erste Empfangserlebnis. Später horchte ich dann auch auf die Inhalte über Mittelwelle namentlich vom Deutschlandfunk DLF. Solche radiotechnischen und radiophonen Erfahrungen prägten mich lebenslang, später auch auf journalistischer Ebene.
Doch verschlug es mich zunächst in die Chemie, wo ich 1960-63 in den damaligen Geigy-Werken Schweizerhalle BL die Lehre als analytischer Laborant durchlebte. Aber in diesem Beruf hielt es mich nicht lange, Elektrotechnik, Elektronik war doch stärker, also meldete ich mich zum Abendtechnikum Grenchen-Solothurn – heute Ingenieurschule HTL – an, schloss ab, doch ich erwies mich als wenig tauglich für 8-12 und 13-17 Uhr-Arbeitszeiten. Dafür kam ein gewisses Talent zum Schreiben zum Zug, ich begann für Tageszeitungen, Hefte, Agenturen zu berichten und fotografieren.
Abgezogen die rund acht Jahre, die ich während der Beschäftigung mit Psychologie herumjobbte als Befrager für Meinungs- und Marktforschung wie als Nachtportier, bringe ich es heute, 2021, auf 42 Jahre als freier Journalist. Ab 1986 fokussierte ich mich dabei hauptsächlich auf Bahn, öffentlichen Verkehr, Tourismus. Die (vorläufig?) letzte Runde: Bahntechnik, zu der mir letztlich das Ingenieurstudium doch noch sehr nützlich war und ist. So bin ich u.a. auch Schweizer Korrespondent des süddeutschen RegioTrans.
Schreiben allein war mir indessen immer zu wenig, ich entwickelte Ideen, setzte auch einige um, doch darf ich speziell auf eine Initiative mit etwas Stolz zurückblicken: Als ein Präsident der Bahnjournalisten Schweiz seine Aktivitäten einstellte, rief ich Mitte der Neunzigerjahre einige Akteure, auch von der SBB, zusammen, sodass in der Folge der Verein auf neue Beine gestellt werden konnte. Ich durfte 16 Jahre im Vorstand zu dessen Weiterentwicklung beitragen.
Ein Datum hat nicht nur für mich, sondern auch für eine ganz bestimmte Öffentlichkeit eine hohe Bedeutung erlangt: Am 28. September 2001 outete ich mich in der TV-Sendung Quer von Röbi Koller bei SRF als Messie. Das Thema der Menschen, welche Dinge im Übermass sammeln und Probleme mit der Organisation haben, war damals so gut wie unbekannt. Zum Outing hatte ich mich klar entschlossen, weil ich es als fundamental wichtig ansah, dass das jemand tun sollte, der mit Medien Erfahrung hat. Das hat sich in der Folge bestens bewährt: Ich gab Auskunft in vielen Medien, trat selbst öfters auf und dank den kollegialen Verhältnissen zu den jeweilen Medienschaffende gab es nie irgendwelche Streitigkeiten über Darstellungsformen, Bilder usw. Vor allem aber initiierte ich die Gründung des Vereins LessMess 2005 und engagiere mich seither in dessen Vorstand. In zwei Artikeln – «Der Sammler» (2015) und «Die grosse Liebe zu den Dingen (2021) – schrieb ich selbst zu diesem Thema sowie über mich selbst. Wer immer sich als Betroffener oder Angehörige angesprochen fühlt, darf sich gerne auch direkt über «Kontakt» bei mir melden.
An meinem neuen Wohnort Etzwilen – einem bahnhistorischen Drehkreuz (Nationalbahn Singen–Etzwilen–Winterthur–Furttal–Baden–Lenzburg–Zofingen) und Seelinie (Schaffhausen–Stein am Rhein–Kreuzlingen–Romanshorn–Rorschach) «rutschte» ich doch nochmals etwas in den Lokaljournalismus hinein und entdecke da immerzu neue, spannende Themen und bin so nun öfter in einigen Medien hier anzutreffen, nicht zuletzt im Gemeindeblatt «Drehschiibe» der Gemeinde Wagenhausen (zu der Etzwilen gehört).
Na ja, und das gehört auch noch hierher: Ich bin im Juni 1943 in Solothurn geboren, lebte 7 Jahre in Bern, 39 Jahre in Zürich Nord und weile seit 2017 hier in Etzwilen.